Die Geschichte des Truppenübungsplatzes ALLENTSTEIG
Der heutige Truppenübungsplatz Allentsteig liegt im geographischen Dreieck zwischen den Städten Zwettl, Allentsteig und der Gemeinde Neupölla und damit im Zentrum des Waldviertels. Mit einer Größe von 15.700 ha dient er heute dem Österreichischen Bundesheer zur allgemeinen Einsatzvorbereitung und zählt zu einem der größten Truppenübungsplätzen in Europa.
Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich begann die Planung eines Übungsplatzes im Bereich des Wehrkreises XVII (NÖ, OÖ, Wien und das nördliche Burgenland). Aufgrund der günstigen verkehrsgeographischen Lage mit der Nähe zur Franz-Josefs-Bahn, wenige Großgrundbesitzer und einem panzertauglichen Gelände fiel die Entscheidung den „Truppenübungsplatz Döllersheim“ im Waldviertel zu schaffen. Kurz darauf errichtete die deutsche Wehrmacht militärische Einrichtungen mit Barackenlagern, Bunkern und Schießplätzen, sowie Wohnhäuser für Offiziere. Die erste Artillerieschießübung fand bereits am 8. August 1938 statt. Im Durchschnitt befanden sich auf dem Übungsplatz 30.000–35.000 Soldaten. Er war somit einer der am stärksten belegten Übungsplätze im Deutschen Reich. Bis Kriegsende stellte die Wehrmacht auch die Kampfverbände zusammen, bevor sie an die Front verlegt wurden.
Da das Gebiet bewohnt war, siedelte man in vier Etappen insgesamt 42 Ortschaften, 6 Streusiedlungen, 8 Einzelgehöfte und 10 Mühlen aus. Insgesamt waren 6847 Personen von 1385 Gebäuden von dieser Aussiedelung betroffen.
Die erste Etappe, eingeleitet im Juni 1938, betraf acht Dörfer und den Haidhof des Stiftes Zwettl, zwei Pfarren (Edelbach und Groß Poppen) wurden mit Wirkung von 31. Juli 1938 aufgehoben. Die ersten Siedler fanden meist noch in der näheren Umgebung Aufnahme. Bei den weiteren Phasen musste man auf ganz Niederösterreich ausweichen, aber auch nach Oberösterreich und in die Steiermark. Die zweite Etappe startete im Herbst 1939, wobei die Aussiedler durch die Deutsche Ansiedelungsgesellschaft (DAG) relativ gut abgefertigt wurden. Einigen sprach man die neu errichteten Umsiedelungsgehöfte in der näheren Umgebung zu. Die dritte und vierte Etappe verlief bis Ende 1942 und umfasste die Aufhebung von zwei weiteren Pfarren, Oberndorf und Döllersheim. Döllersheim war mit 118 Häusern die größte Ortschaft, die Aussiedler der letzten Phasen erhielten in der Regel ein Sparbuch, welches allerdings mit dem Währungsschutzgesetz 1947 ihren Wert verlor. Erst 1995 bekamen die betroffenen Aussiedler auf Antrag durch den Nationalfond der Republik Österreich für erlittenes Unrecht bis zu € 5.000, — (ATS 70.000, –) zugesprochen. Bevor die Aussiedlung begann erging der Auftrag, alle historisch wichtigen Gebäude und Kulturdenkmäler fotografisch festzuhalten, von der betroffenen Bevölkerung Erinnerungsbilder anzufertigen und eine anthropologische Arbeit über das Gebiet, in dem sich noch viele Verwandte des Führers befanden, zu schaffen. Leider sind diese Aufzeichnungen nicht erhalten.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 nahm die Rote Armee den Truppenübungsplatz Döllersheim unter ihre Verwaltung. Während der gesamten Zeit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht waren die entsiedelten Ortschaften zum größten Teil unbeschadet geblieben. Unter den neuen Verhältnissen begann nun ein wahrer Ausverkauf, speziell an Baumaterialien. Schon während der ersten Zeit nach Kriegsende gab es erste Plünderungen auf dem Übungsplatzgebiet. Die Bezirkshauptmannschaft Zwettl versuchte durch eine Verlautbarung im Amtsblatt vom 20. Dezember 1945, dem entgegenzuwirken. Die Entnahme von Baustoffen aus verfallenen Gebäuden wurde ausdrücklich verboten und mit Anzeigen wegen Diebstahls geahndet.
Nach dem Abzug der Alliierten im Jahr 1955 ging der Truppenübungsplatz in die Landesverwaltung über, wobei man in einem ersten Ansatz über eine Wiederbesiedelung nachdachte. Da jedoch dieses Gebiet mit Blindgängern und Kriegsrelikten übersät war und das Österreichische Bundesheer einen entsprechenden Übungsplatz benötigte, wurde das Gebiet im Mai 1957 aufgeteilt. 1958 fand die Umbenennung von Truppenübungsplatz Döllersheim auf Truppenübungsplatz Allentsteig statt. Durch Verordnung der Sicherheitsdirektion für das Land NÖ wurde der Truppenübungsplatz am 9. August 1960 zum ständigen militärischen Sperrgebiet erklärt.